Lautstark in die Moderne

Motorisierung und Erschließung

In den 1950er Jahren halten Traktoren auf den Höfen Einzug. Die Motorisierung verändert die Landwirtschaft fundamental. Anstelle von Hilfskräften und Zugtieren kommen Mähmaschinen und Traktoren zum Einsatz. Die Landwirte passen ihre Felder und Wiesen für die maschinelle Bearbeitung an. In der Berglandwirtschaft setzt die Motorisierung später ein. Straßen werden gebaut, um die Berghöfe zu erschließen. Viele Bauern können nun einem Nebenerwerb außerhalb des Hofs nachgehen.

Traktoren erobern die Höfe

Landwirtschaftliche Maschinen sind in der Nachkriegszeit zwar schon vielerorts anzutreffen. Dabei handelt es sich aber meist um selbst konstruierte Geräte mit experimentellem Charakter, wie Motorpumpen für die Schädlingsbekämpfung oder Futterschneidmaschinen, gezogen von einem Pferdegespann. Eine erste Motorisierung leitet 1952 das staatliche Berggesetz ein, indem es den Erwerb von Maschinen begünstigt. Gab es 1950 in Südtirol lediglich 41 Traktoren, so sind es zehn Jahre später bereits 3771*. Am häufigsten sind Traktoren zunächst in den Obst- und Weinbaugebieten anzutreffen.

 

* Helmut Alexander, Startbahn Wirtschaft. In: Das 20. Jahrhundert in Südtirol. Band 3: 1940-1959, Bozen 2001.

 

Das schwierige Gelände und fehlende Kapital sind lange ein Hindernis für den Maschineneinsatz auf den Berghöfen. Erst durch die technische Weiterentwicklung und steigende Förderungen erfasst die Motorisierung die Berglandwirtschaft. Bis 1980 steigt die Zahl der Traktoren in Südtirol auf 13.153 an*. Daneben verbreiten sich Mähmaschinen, Heulader und Melkmaschinen, während in den Obst- und Weinbaugebieten Anhänger, Mulch- und Sprühgeräte Einzug halten.  

 

* Helmut Alexander, Maschinen, Fabriken, Arbeitsplätze, In: Das 20. Jahrhundert in Südtirol. Band 4: 1960-1979, Bozen 2002.

Bau von Hofzufahrten

Der ländliche Raum ist vielerorts noch nicht erschlossen. Vor allem die Berghöfe sind zu Beginn der 1970er Jahre noch ohne Zufahrt. Außerdem haben rund 3500 Höfe keinen Strom. Mit der neuen Autonomie kann das Land Südtirol ab 1972 eine eigenständige Politik für den ländlichen Raum betreiben. Bergstraßen werden in der Folge ausgebaut. Die Berghöfe erhalten eine zeitgemäße Zufahrt, dazu Strom und Telefon.

 

Vielerorts entstehen Industrie- und Handwerkszonen, in denen die Bauern Arbeitsplätze finden. Dadurch und durch die Straßenanbindung der Höfe kann Südtirol eine Abwanderung seiner Bergbauern, wie es in vielen anderen Regionen passiert ist, verhindern. Die Bauern können die Berghöfe weiterbewirtschaften und die Landschaft pflegen.

 

Der Bauer und frühere Bürgermeister Georg Stillebacher und der ehemalige Landesrat Hugo Valentin erinnern sich an die Erschließung der Berghöfe. 

Georg Stillebacher
Hugo Valentin

Das Ziel der Südtiroler Politik – der Erhalt des ländlichen Raumes – erhält neuen Aufschwung, als Luis Durnwalder 1989 Landeshauptmann wird. Durnwalder stattet den ländlichen Raum mit Infrastrukturen, Arbeitsmöglichkeiten und öffentlichen Einrichtungen aus. 

 

Luis Durnwalder erzählt von Zielen und Maßnahmen für den ländlichen Raum.

Luis Durnwalder